Exkurs: Verschiedene Arten von Bremsflüssigkeitssystemen LMH und DOT

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    PS:Um Umklarheiten zu vermeiden: die 60000km gelten nur bei 2CV mit Scheibenbremsen, da dort mineralisches Hydrauliköl (LHM) als Bremsflüssigkeit dient.

    Citroën Cactus PureTech82 Sélection, Lack: balticblau, AirBump: schwarz, Interieur: Habana, Polster: Stoff/Velours Club Habana, ORGA 14931
    Citroën 2CV6 Club, Lack: bunt gemischt, Dach: bleu-celeste (himmelblau), Interieur: marron/Kiefernholz, Polster: Jersey-Velour Fischgrät grau, ORGA 3881

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    Ich wußte gar nicht, dass es BFL auf Öl-Basis gibt. Macht ja eigentlich Sinn, weil die eben nicht hydrophil ist und deswegen alle 2 Jahre getauscht werden muss. Weißt du oder jemand, warum das nicht Standard ist? Was hat das für Nachteile für Hersteller oder Kunden ein System mit ölbasierter BFL ins Fahrzeug zu bauen? Ist die vielleicht die temperaturabhängige Viskosität ein Problem?

    :love: Cactus e-HDi 92PS ETG6 Feel Edition 2015-2022

    8) Cactus Blue HDi 120 EAT6 Shine 2022-?

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  • Die Bremsflüssigkeit im 2CV mit Scheibenbremse ist die selbe Flüssigkeit, die Citroën von 1968-2001 in den Fahrzeugen mit hydrpneumatischer Federung reinkippte (LHM bzw. LHM+).

    Ich sehe eigentlich nur Vorteile in der Flüssigkeit. Sie ist nicht hydrophil, was wiederum zur Folge hat, daß bei heißen Bremsen nach langen Bremsungen keine Dampfblasen entstehen können. Desweiteren greift sie keine Lacke an und wirkt korrosionsschützend gegenüber alle Metallteile im Hydrauliksystem. Ein interessanter Indikator für das Alter des LHM ist ihre Farbe: wenn sie gut ist, ist sie giftgrün. Im Laufe des Alterungsprozesses wechselt sie die Farbe von giftgrün auf gelblich (spätestens jetzt wechseln!), bis sie irgendwann bräunlich wird (Fahrzeug mit großem Wartungsstau). Die temperaturabhängige Viskosität wirkt sich nicht nachteilig auf das System aus. Bei Fahrzeugen mit Hydropneumatik wird das Öl mit bis zu 180bar durch die Leitungen gepreßt! Auch bei den Fahrzeugen, wo das LHM nur als Bremsflüssigkeit fungiert, ist das LHM der DOT-Flüssigkeit überlegen.


    Was manche als Nachteil sehen, ist daß theoretisch(!) sich Wasser im unterstem Teil des Systems sammeln kann (Wasser ist schwerer als Öl), was ich allerdings noch nie beobachten konnte.



    Bevor jemand nun voller Freude auf die Idee kommt, LHM in sein Cactus zu kippen: die Flüssigkeiten dürfen niemals gemischt werden. In DOT-Systemen darf nur DOT und in LHM-Systemen nur LHM oder zur Not mineralisches Motoröl. Bei Vertausch droht ein Totalausfall der Bremsanlage!


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  • Ja, sehr interessant. Und doch muss es einen Grund geben, warum Hersteller bei Auto und Motorrad davon Abstand genommen haben und angefangen haben, Bremsanlagen mit DOT-Flüssigkeiten zu fertigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der seltenere BFL-Wechsel und damit die "Einbußen" im Inspektionsgeschäft der Grund dafür ist? Oder ist es in der Konstruktion aufwändiger/schwerer/teurer/störanfälliger??

    :love: Cactus e-HDi 92PS ETG6 Feel Edition 2015-2022

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  • Das hat mich jetzt mal interessiert, es ist leider schwer, etwas im Netz zu finden.

    Aber dieser Forenbeitrag könnte interessant sein: https://www.andre-citroen-club…indComment&comment=359661

    Der hygroskopische Charakter der DOT-Flüssigkeiten hätte also den Vorteil (!), das Wasser aufzunehmen, das ins System eindringen kann, und Dampfblasenbildung immerhin für einige Zeit wirksam zu unterbinden und außerdem vor Korrosion durch Wassertropfen in der Leitung zu schützen.

    In DS&Co ist der Druck im System so hoch, daß die Dampfblasen einfach komprimiert werden, aber bei normalen Bremssystemen wird diese Möglichkeit durch den Pedalweg und den Hub des Haupt-Bremszylinders begrenzt.


    Und deshalb haben wir den Kompromiß, die DOT-Flüssigkeit regelmäßig prüfen und wechseln zu müssen, aber dafür uns nicht um Wassertropfen in der Bremsanlage zu sorgen, die zu Korrosion führen könnten.

    Viele Grüße


    Wolfram


    Zephyr Cactus PureTech 82 S/S ETG Shine, EZ 3/2017

  • Das mit dem Wassertropfen hab ich oben ja auch schon erwähnt, aber ist wohl eher eine theoretische Sache, da ich in all den Jahren, wo ich Ente fahre, dieses Problem noch nicht hatte.

    Bei den Hydropneumatischen Systemen in DS und Co. ist es nicht nur der Druck im System der es minimiert, sondern die Flüssigkeit wird in dem System auch im Kreis gepumpt.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass der seltenere BFL-Wechsel und damit die "Einbußen" im Inspektionsgeschäft der Grund dafür ist? Oder ist es in der Konstruktion aufwändiger/schwerer/teurer/störanfälliger??

    Die Systeme, die LHM-Flüssigkeit hatten, waren alles von Citroën erfundene und gebaute Teile. Da Citroën das System so konstruierte,daß so wenig Dichtungen wie möglich gebraucht werden müssen. Um das genau zu erläutern würde aber den Rahmen sprengen. Ich hab hier ein Heft liegen, wo alles im Detail erklärt wird.

    2001 beim C5 nahm Citroën Abschied von der LHM-gefüllten Zentralhydraulik. Man trennte nun alle Hydrauliksysteme. Das hatte den Vorteil, daß man nur noch die Federung bauen mußte. Bremssystem, Lenkungssystem etc.kamen nun aus dem großen PSA-Regal; was durchaus auch günstiger war, als weiterhin eine eigene Zentralhydraulik zu bauen.

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  • Da stellt sich mir die Frage, ob die Flüssigkeit in der Lage ist, auch bei hohen Temperaturen die "Wassertröpfchen" in der Bremsflüssigkeit binden zu können, ohne daß diese verdampft. Wenn nein, entsteht Dampf, der ist dann kompressibel und das Pedal wird weich. Bliebe es "nur" bei Wasser wäre es im Prinzip kein Problem, da Wasser nicht kompressibel ist...

  • Da stellt sich mir die Frage, ob die Flüssigkeit in der Lage ist, auch bei hohen Temperaturen die "Wassertröpfchen" in der Bremsflüssigkeit binden zu können, ohne daß diese verdampft. Wenn nein, entsteht Dampf, der ist dann kompressibel und das Pedal wird weich. Bliebe es "nur" bei Wasser wäre es im Prinzip kein Problem, da Wasser nicht kompressibel ist...

    Genau das ist das Problem, weshalb die DOT-Bremsflüssigkeiten nach einer gewissen Zeit - etwa 2 Jahre - gewechselt werden müssen: der Wasseranteil ist so groß geworden, daß er bei großer Hitze ausgast. Und dann fällt das Bremspedal auf das Bodenblech.

    Viele Grüße


    Wolfram


    Zephyr Cactus PureTech 82 S/S ETG Shine, EZ 3/2017