Heute war es also soweit - die Probefahrt mit dem neuen C4 Cactus stand an. Gefahren sind wir mit dem C4 Cactus 82 VTi Feel. Dabei hatten wir den den Vorteil, das Fahrzeug in meiner Wunschfarbe zu begutachten - Aden Rot. Ich muss sagen, eine schöne Farbe. Etwas leuchtender und weniger dezent wie das Rosso Alfa meines derzeitigen motorisierten Untersatzes.
Nach einer kurzen, fünfminütigen Einweisung durch den netten Verkäufer konnte es dann losgehen.
Ich gebe zu, dass ich etwas Bedenken ob des etwas „schwachbrüstigen“ 1,2l-Saugers hatte. Aber die ersten Meter durch die Heilbronner Innenstadt waren weitaus flotter und spritziger als befürchtet. Die leichtgängige Lenkung ließ einen den Cactus gezielt und leichtfüßig durch den Verkehr zirkeln. Ebenso angenehm überrascht war ich vom auf das Wesentliche reduzierte Armaturenbrett. Die digitale Tachoanzeige war überraschend ruhig und nervte nicht durch ständiges Hinundherspringen, sondern war überraschend „stabil“. Da war ich von einem Auto japanischer Herkunft, das ich einmal als Ersatzwagen hatte, anderes gewohnt. Den Drehzahlmesser habe ich nach 2 Minuten nicht mehr vermisst. Am Anfang war die Schaltanzeige ein Hilfe für ökonomisches Fahren, aber nach einigen Kilometern ging dann doch schon nach Gehör und Popometer.
Apropos Gehör - der 1,2l-3-Zylinder ist erstaunlich dezent von der Geräuschentwicklung bei kommoder Fahrweise. Erst wenn man dem Kraftzwerg mal die Sporen gibt und höher ausdreht macht er sich knurrend bemerkbar. Doch auch diese Geräuschentwicklung bleibt stets im Rahmen und trübt den Spaß beim Fahren des Cactus kein bisschen. Ich hätte nicht geglaubt, dass ein Dreizylinder so kultiviert laufen kann.
Störender waren da schon die Windgeräusche, die auf der Autobahn ab 110km/h zu vernehmen sind. Aber auch die halten sich insgesamt im Rahmen. Hier sind wir wohl etwas Toyota-verwöhnt. Denn in dem geht es bei Geschwindigkeiten jenseits der 100km/h deutlich ruhiger zu. Mag auch daran liegen, dass man für die Gewichtsreduktion hier einiges an Dämmstoff eingespart hat.
Bis 120/130km/h hängt der 82PS-Motor willig am Gas, erst darüber hinaus wird er zäh und auch die Dynamik zwischen 100km/h und 120km/h ist etwas bescheiden und man merkt dem Motor das geringe Drehmoment wegen des kleinen Hubraums an. HIer wünschte ich mir eine aufgeladene Variante. Aber zum Mitschwimmen und gemütlichen Reisen auf der Autobahn zwischen 110km/h und 130km/h reicht es allemal. Vor allem freut man sich beim nächsten Besuch einer Tankstelle.
Auf der Landstraße ist die gefahrene Motorisierung wirklich ausreichend. Der Cactus ist hier zwar auch keine Sprintwunder, aber ein zügiges und bequemes Reisen ist auch hier allemal möglich. Lediglich an Steigungen will der Cactus mit diesem Motor nicht schaltfaul gefahren werden. Hier machen sich auch die etwas langen Schaltwege unangenehm bemerkbar. Die dürften für ein heutiges Getriebe deutlich kürzer sein. Dafür ließen sich die Gänge deutlich besser anwählen als ich es nach dem Lesen einiger Testberichten befürchtet hatte.
Angenehm fiel mir der Tempomat mit seinen 2 Modi auf. Bisher war ich es gehont, dass bei gewählter Höchstgeschwindigkeit sich das Auto bei erreichen bzw. überschreiten dieser mit einem Piepsten meldet und im Bordcomputer eine kurze Textmitteilung kommt. Mein Alfa lässt sich aber drüber hinaus beschleunigen. Der Cactus hält brav die gewählte Geschwindigkeit.
Der Cruise-Modus hält sauber die gewählte Geschwindigkeit und sorgt für ein angenehmes Dahingleiten auf längeren Strecken. Einzig das er sich abschaltet, wenn man denn mal schalten muss/will fiel mir negativ auf.
Sehr angenehm war ich vom Fahrwerk überrascht. Es war weder zu hart und sportlich noch zu weich und schwammig abgestimmt. Bodenwellen nimmt der Cactus ohne das die Insassen zu herbe Schläge einstecken müssen und unebene und schlechte Straßen fallen einem fast gar nicht mehr auf. Und ich habe heute mit Absicht nicht die frisch geteerten Straßen gesucht. Auch was die Seitenneigung des Cactus angeht sind wir positiv überrascht. Hier hatten wir deutlichere Bewegungen befürchtet.
Angenehm und eingängig ist auch die Touchscreen-Bedienung. Klug finden wir, dass der Screen nicht Richtung Fahrer geneigt ist, so dass er auch vom Beifahrer bedient werden kann. Leider hatte der Vorführer keine Rückfahrkamera, so konnten wir uns hier von der Bildqualität nicht überzeugen. Außerdem ist die Sich nach hinter derart bescheiden, dass die Rückfahrkamera bzw. der Parkassistent hinten eigentlich zwingend ist. Auf jeden Fall ist die Größe sehr angenehm gegenüber anderen Anbieter, die eher ein Mäusekino als Display verbauen. Auch ein Navi war leider nicht verbaut.
Kommen wir zum Interieur. Das Gestühl auf den Vordersitzen ist nicht nur bequem, sondern auch langstreckentauglich. Nach über einstündiger Probefahrt waren die Sitzplätze vorne immer noch angenehm bequem und wir fingen noch nicht das Hinundherrutschen an. Auch hinten kann man noch bequem sitzen. Wobei es mit 3 Erwachsenen hinten arg eng wird. Aber das ist auch bei einem Golf so. Weniger gefallen hat mir, dass das graue Interieur im Vergleich zum Habanna- bzw. Purple-Farbenen Innenraum im Bereich des Handschuhfaches anders gestylt ist. Auch der Plastik an den Türen dürfte ruhig etwas wertiger sein und vor allem besser entgratet. Aber dafür entschädigen wieder die Armablagen in den Türen.
Der Kofferraum ist überraschend geräumig und die nur insgesamt umklappbare Rückbank ist für uns kein Problem oder Manko. Eher schon, dass Citroen - warum auch immer - den Teppich im Kofferraum so geschnitzt hat, dass die Rückwand frei bleibt. Das hat mit Gewichtsreduzierung nichts mehr zu tun. Denn diese 100g Teppich fallen wohl nicht ins Gewicht.
Fazit:
Ein wunderbares Auto auch in dieser Motorisierung, das zum leichten und lockeren Gleiten über die Straßen anregt. Das Konzept sich auf das Wesentliche zu konzentrieren finde ich gut umgesetzt. Endlich kein Cockpit mit Schalter-, Hebel und Anzeigenflut. Und auch die ergonomische Anordnung des Displays ist gelungen. Da gibt es deutlich schlechtere Lösungen am Markt.
Schön auch die erhöhte Sitzposition und die gute Sicht nach Vorne und zu den Seiten. Dazu bequemes Gestühl mit ausreichend Seitenhalt. SUV-mäßig hoch und bequem, aber eben in einem leichtfüßigen Gefährt. Wer sportlich Ambitionen hat ist hier falsch.
Unser Entschluss steht nun auf jeden Fall fest und unser Alfa wird durch einen Cactus - allerdings mit 110PS ersetzt. Jetzt muss nur noch das Geld zusammengesucht werden. Und eventuell kommt für meinen Schatz nächste Jahr noch ein zweiter Casus mit der getesteten 82PS-Variante ins Haus.